Was ist BOOFE?

Das Wort BOOFE steht für einen sicheren Unterschlupf in der Natur.
Die BOOFE-Beratungsstelle des Bunten Kreises möchte Familien eine sichere und zuverlässige Anlaufstelle bieten.

Als Familie eines Kindes mit einer Behinderung oder einer schweren chronischen Erkrankung stehen Sie im Alltag immer wieder vor neuen Fragen und Herausforderungen. Es ist schwierig, sich einen Überblick über Leistungen und Hilfen zu verschaffen oder Unterstützung bei anstehenden Anträgen zu erhalten. Damit lassen wir Sie nicht allein.

Mit unserer BOOFE-Beratungsstelle beraten und begleiten wir Sie durch die Jahre der Kindheit und Jugend Ihres Kindes. Dabei gehen wir immer auf Ihre jeweils aktuelle Lebenssituation ein und überlegen gemeinsam mit Ihnen, welche Hilfen Sie benötigen und wie Sie sie erhalten können. Wir unterstützen Sie gerne dabei, diese Hilfen zu beantragen und passende Angebote für Ihr Kind zu finden. Dabei greifen wir auf ein breites Netzwerk an Kooperationspartnern zurück. Ziel unserer Arbeit ist es, Sie in Ihrer Rolle als Familie zu stärken.

 

Interview mit Corinna Bell | Leitung Boofe

Frau Bell, was genau ist die BOOFE?

Die BOOFE ist entstanden, weil Familien eines Kindes mit Beeinträchtigung oder einer schweren chronischen Erkrankung im Alltag immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen. Es ist oft schwierig, sich einen Überblick über alle Leistungen und Hilfen zu verschaffen oder Unterstützung bei Anträgen zu erhalten. Da kommen wir ins Spiel. Wir sind eine Beratungsstelle, die unabhängig von der medizinischen Nachsorge eine Beratung anbietet. Der Begriff BOOFE kommt aus der sächsischen Schweiz und bedeutet so viel wie: „sicherer Unterschlupf in der Natur“. Auf der anderen Seite ist er eine Abkürzung für: Beraten, Ordnen, Organisieren, Filtern, Evaluieren. Das heißt, wir gucken immer wieder neu und überlegen, wie wir individuell helfen können. Derzeit begleiten wir ca. 170 Familien aus der Region Bonn, die Nachfrage ist groß.

Wie lange greift diese spezielle Form der Beratung?

Wir bieten eine begleitende Beratung bis ins junge Erwachsenenalter an. Dabei gehen wir immer auf die aktuelle Lebenssituation ein und überlegen gemeinsam mit den Eltern, welche Hilfen benötigt werden und wie sie diese erhalten können. Wir unterstützen dabei, Hilfen zu beantragen und passende Angebote für die Kinder zu finden. Dabei greifen wir auf ein breites Netzwerk an Kooperationspartnern zurück. Beispielsweise bedeutet das: Wir vermitteln Entlastungsangebote, begleiten Begutachtungen des medizinischen Dienstes, unterstützen bei Widersprüchen und begleiten auch zu Ärzten, wenn das notwendig ist.

Sicherlich gehört auch sehr viel Fachwissen und Schreibtisch-Fleißarbeit dazu?

In der Tat. Insbesondere die Bearbeitung von Anträgen, das Erstellen von Sozialberichten und der Kontakt zu den einzelnen Kooperationspartnern stellen einen hohen Aufwand dar. Um hier gut arbeiten zu können, müssen in unserem Denken viele sozialversicherungs-rechtliche Zweige ineinander greifen. Da wäre zum einen die Krankenversicherung, bei der es hauptsächlich darum geht, dass das Kind medizinisch gut versorgt ist. Darüber hinaus greifen bei Kindern mit einer Beeinträchtigung die Eingliederungshilfe, das Schwerbehindertenrecht und nicht selten auch die Jugendhilfe. Das neue Bundesteilhabegesetz muss ebenfalls mitbedacht werden. Das führt dazu, dass wir uns mit unserer Beratungsstelle sehr breit aufstellen müssen.

Wie behält man bei all dem den Überblick?

Letztendlich muss man einfach dran bleiben. Manchmal braucht man wirklich einen langen Atem, um eine Finanzierung durchzubringen. Aber wir erleben zum Beispiel hier in Bonn eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Kostenträgern.Der Bunte Kreis Rheinland will im Jubiläumsjahr der Kinderrechte speziell auf das Recht auf besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung aufmerksam machen. Wie nehmen Sie dieses Recht in Ihrer alltäglichen Arbeit wahr? Mit der Beratungsstelle BOOFE füllen wir dieses Recht mit Leben. Für mich ist es ganz selbstverständlich, als Familie mit einem Kind mit Beeinträchtigung die Unterstützung zu bekommen, die man braucht. Das ist für mich ein fundamentales Menschenrecht. Für diese Familien geht der Weg nicht geradeaus. Immer wieder müssen Umwege genommen werden, um überhaupt einen Schritt weiterzukommen. Den Familien ihren Weg so einfach wie möglich zu machen, hat für mich etwas mit Gerechtigkeit zu tun. Ich sehe mich dabei ein stückweit als Dolmetscher zwischen Kostenträger und Familien.

Inklusion und Integration sind weitere Stichworte, die in diesem Zusammenhang gerne verwendet werden. Wo gibt es Ihrer Meinung nach Schwierigkeiten?

Ich finde, Deutschland hat ein soziales System mit vielen Möglichkeiten. Natürlich kann es auch immer noch besser werden, aber im Vergleich zu anderen Ländern sind wir schon wirklich gut aufgestellt. Wenn ich als Eltern eines Kindes mit Beeinträchtigung die Möglichkeiten aber nicht kenne oder wenn ich, um etwas zu bekommen, zunächst Berge an Papieren bearbeiten muss, ist das eine Hürde. Eine Hürde, die nicht zu Inklusion führt, sondern Exklusion begünstigt. Wenn eine gute Fee kommen würde und Sie dürften sich etwas wünschen, das Ihre Arbeit erleichtert, was wäre das? Ich würde mir wünschen, dass die Sprache im Miteinander zwischen Eltern und Kostenträgern oder auch anderen Beteiligten einfacher wird. Ich würde mir individuellere und manchmal auch unbürokratischere Lösungen vor allem in besonderen Lebenssituationen wünschen.

Woher nehmen Sie jeden Tag aufs neue Ihre Motivation?

Wenn ich merke, dass durch mein Zutun für eine Familie eine Lösung gefunden wird, erfüllt mich das. Zum Beispiel begleite ich eine Familie, die aus dem Irak zugewandert ist. Die Familie lebte mit insgesamt sieben Personen, davon eine Tochter mit einer komplexen und sehr schweren Beeinträchtigung, in zwei Räumen voller Barrieren. Das ging gar nicht. Hier habe ich mich vor allem in das Thema Wohnungssuche eingebracht. Es war ein sehr schwieriger Prozess. Über ein Jahr lang bin ich gegen geschlossene Türen gelaufen und dann ganz plötzlich öffnete sich eine Tür. Heute wohnt die Familie in einer Wohnung, die groß genug und barrierefrei ist. Dadurch hat diese Familie ihre Würde zurückgewonnen. Das macht mich so glücklich!

Was steht als Nächstes auf Ihrer Agenda?

Wir haben gerade ein Projekt gestartet, bei dem es um das Recht auf Mobilität geht. Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen können irgendwann nicht mehr in einem normalen Kindersitz sitzen, sondern müssen in ihrem Rollstuhl transportiert werden. Dafür benötigt man ein Auto, das groß genug für den Rollstuhl ist und in das gleichzeitig eine Rampe eingebaut werden kann. Das kann sich aber kaum jemand leisten. Daher entwickeln wir derzeit ein Konzept, mit dem es den Eltern möglich wird, über Stiftungsgelder einen solchen PKW zu finanzieren. Das ist hoch aufwändig und dieser Weg der Finanzierung braucht sehr viel Zeit. Wir sagen allen Eltern: „Ein Jahr müsst ihr mindestens warten.“ Aber wenn das System einmal funktioniert, kann es künftig von Eltern an Eltern weitergegeben werden. Das ist unser Ziel. Ein System der Selbsthilfe.

Was ist Ihr Fazit zur Situation in Deutschland?

Ich finde sachlich betrachtet: Es gibt in Deutschland viele Möglichkeiten der Unterstützung für Familien mit einem Kind mit Beeinträchtigung. Natürlich könnte man sich auch noch mehr wünschen, aber im Großen und Ganzen bietet das System sehr viel Unterstützung. Aber der offene Zugang zur Unterstützung ist eben leider nicht immer gegeben und das sollten wir verbessern. Für mich ist Kommunikation der Schlüssel zu Allem.

 

Was macht die BOOFE?

Die Beratung der BOOFE umfasst alle Bereiche, die Sie als Familie eines Kindes mit einer Behinderung, einer Entwicklungsverzögerung (z.B. nach einer Frühgeburt) oder einer schweren oder chronischen Erkrankung bewältigen müssen.

 

B - O - O - F - E

Wir…

B eraten zu den sozialrechtlichen Leistungen aus der Pflegeversicherung, der Krankenversicherung, dem Schwerbehindertenrecht, der Kinder- und Jugendhilfe und der Sozialhilfe.

O rdnen gemeinsam mit Ihnen die häusliche Situation und schauen, welche Ressourcen vorhanden sind und wie man sie hilfreich einsetzen kann

O rganisieren mit Ihnen den sinnvollen Einsatz von Unterstützungsangeboten und Hilfen

F iltern gemeinsam mit Ihnen heraus, was besonders dringend zu tun ist und überlegen zusammen, welche Angebote für Sie hilfreich sind, damit die Unterstützung auch wirklich wirksam werden kann

E valuieren (Überprüfen) regelmäßig die mit Ihnen auf den Weg gebrachten Prozesse, um zu schauen, ob sie Ihrem Bedarf angemessen sind oder neu angepasst werden müssen

 

Inhalte der Beratung können beispielsweise sein:

  • Beantragung eines Pflegegrades oder Beantragung einer Höherstufung (Hier geht's zum Pflegegrad-Rechner!)
  • Beratung zu den Leistungen der Pflegeversicherung, insbesondere für Kinder
  • Beantragung eines Schwerbehindertenausweises und Beratung zu den Hilfen, die damit möglich sind
  • Beratung über Hilfen zur Erziehung
  • Beratung bei Konflikten mit Kostenträgern oder Leistungserbringern
  • Widersprüche bei der Ablehnung beantragter Leistungen
  • Persönliches Budget
  • Hilfe zur Pflege
  • U.v.m.

Wo findet die Beratung statt?

Damit Sie als Familien die Sicherheit Ihres gewohnten Umfeldes haben, besuchen wir Sie gerne zu Hause. Selbstverständlich können Sie aber auch zu uns ins Büro kommen. Darüber hinaus erreichen Sie uns telefonisch, wenn sich Ihre Fragen auch am Telefon klären lassen.

Die Beratung ist natürlich kostenlos.

So erreichen Sie uns:
Rufen Sie uns an, um einen Termin für eine Beratung zu vereinbaren.

Corinna Bell
Im Mühlenbach 2b
53127 Bonn

Tel:  0228 . 96 77 82 83
Mob: 0151 . 416 418 75
Fax: 0228 . 929 345 39

Email: Corinna.Bell@bunterkreis.de
Web: www.bunterkreis.de

DOWNLOAD: FLYER BOOFE