RaumZeit – Gemeinsam durch schwere Zeiten

Familien, in denen ein Kind mit schwerer Behinderung oder lebensverkürzender Erkrankung lebt, gehen einen langen Weg der Trauer, Fassungslosigkeit und manchmal auch des Abschieds. Früh müssen sich alle Familienmitglieder mit dem Verlust auseinandersetzen und eine Haltung zu Themen wie Behinderung, Krankheit, Sterben und Tod finden.

Die Diagnose einer Krankheit kann eine schwierige und emotional belastende Erfahrung sein, die Trauer und andere Emotionen auslöst, wie zum Beispiel die Trauer um den Verlust eines erhofften Lebensweges. Auch der Tod eines Familienmitglieds löst eine Vielzahl von Gefühlen aus, wie Schock, Leugnung, Wut, Traurigkeit und sogar Schuldgefühle.

Trauer ist somit ein wesentlicher Bestandteil des Anpassungsprozesses an eine neue Realität. Dabei möchten wir Familien unterstützen. RaumZeit ist ein Gesprächsangebot für Eltern, Geschwister und Menschen mit Behinderung. Gemeinsam oder im Einzelgespräch haben sie die Möglichkeit, sich mit Verlust, Angst und Trauer auseinanderzusetzen, Erinnerungen zu schaffen, Bewältigungsstrategien anzueignen und Netzwerke aufzubauen, die im Fall des Todes eine wichtige Rolle spielen können.

Dank einer finanziellen Förderung durch die Kämpgen-Stiftung ist unser Angebot RaumZeit für Familien kostenfrei.

„Lange saßen sie dort und hatten es schwer, doch sie hatten es gemeinsam schwer und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht.“
Astrid Lindgren, aus "Ronja Räubertochter"

DAS ANGEBOT

Gemeinsam durch schwere Zeiten - Unterstützung für Familien, die Verlust erleben oder erlebt haben.
Die Diagnose einer schweren Erkrankung oder der Tod eines geliebten Menschen erschüttert uns zutiefst und stellt alles Bisherige in Frage. Wir erstarren und sind sprachlos. Dabei ist das Sprechen über Verlust und Tod ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die eigene Trauer zu bewältigen und wieder neuen Lebensmut zu erlangen.

RaumZeit ist ein Angebot für Gespräche mit Trauernden. Im persönlichen Gespräch bieten wir Unterstützung und Verständnis, wenn jemand zum Reden, Zuhören und zur Begleitung gebraucht wird.

Wir sind da mit:

  • Einzelgesprächen für Erwachsene, Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderung: In vertraulichen Einzelgesprächen können Sie Ihre Gedanken und Gefühle teilen.
  • Unterstützung für Eltern und Erziehungsberechtigte: Wir stehen Eltern und Erziehungsberechtigten zur Seite und bieten ihnen Unterstützung und Anleitung, um Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Behinderung während dieser schwierigen Zeit bestmöglich zu begleiten.
  • Vernetzung: Wir helfen Ihnen dabei, sich mit anderen trauernden Familien auszutauschen und Unterstützung in der Gemeinschaft zu finden. Wir bieten Unterstützung bei der Suche nach Trauerbegleitungen und Trauergruppen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche.
  • Kreativen Ausdrucksformen: Manchmal fällt es schwer, Worte für unsere Gefühle zu finden. Deshalb bieten wir kreative Aktivitäten wie Kunst, Musik und Spiel an. Diese können helfen, Emotionen auf eine andere Art und Weise auszudrücken.


Unser Angebot richtet sich an:

  • Eltern, die den Tod ihres Kindes betrauern und dabei Unterstützung benötigen.
  • Geschwister, die den Tod ihres erkrankten Bruders oder Schwester betrauern und Unterstützung benötigen.
  • Kinder und Jugendliche mit Behinderung, die Unterstützung in ihrem Trauerprozess benötigen.
  • Institutionen, die Unterstützung im Umgang mit trauernden Eltern, Geschwistern und/oder Menschen mit Behinderung benötigen.
  • Eltern, für die nach der Diagnose einer lebensverkürzenden Krankheit ihres Kindes eine existenzielle Veränderung eingetreten ist, an die es sich anzupassen gilt.


Nehmen Sie Kontakt mit uns auf, um mehr über unsere Unterstützungsmöglichkeiten zu erfahren.

ANSPRECHPARTNERIN

Bernadette Speicher
Fachbereichsleitung Familienangebote / Fachkraft für Geschwister (ISPA) / Zertifizierte Trauerbegleiterin BVT

Im Mühlenbach 2b
53721 Bonn

E-Mail: raumzeit@bunterkreis.de
TEL: 0176 18733305

Was ist Trauer?

Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen, eines Haustieres, eines Arbeitsplatzes oder einer anderen bedeutenden Veränderung im Leben. Es ist ein tiefes Gefühl der Traurigkeit, das oft von anderen Emotionen wie Wut, Schuldgefühlen, Einsamkeit und Verzweiflung begleitet wird.

Physische Symptome der Trauer können unter anderem Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten umfassen. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Art und Weise, und es gibt keine richtige oder falsche Art zu trauern.

Trauer ist etwas, das die meisten Menschen erleben und auch bewältigen können. Viele schaffen es, ihre Trauer allein oder mit Unterstützung der Familie oder guten Freunden zu verarbeiten. Wenn Trauernde jedoch Schwierigkeiten haben, mit ihrer veränderten Lebenssituation umzugehen, kein Verständnis erfahren, sich allein gelassen oder nicht verstanden fühlen und kein funktionierendes Netzwerk haben, auf das sie zurückgreifen können, kann eine Beratung oder Therapie helfen.

"Trauer ist die Lösung, nicht das Problem."
Chris Paul

Trauer in Familien mit Kindern mit Erkrankung oder Behinderung

Die Diagnose einer Krankheit allein kann eine schwierige und emotional belastende Erfahrung sein, die Trauer und andere Gefühle auslöst. Eltern von Kindern mit Behinderung beschreiben die Diagnose als einen Prozess, in dem sich verschiedene Phasen der Trauerbewältigung in unterschiedlicher Dauer und Intensität wiederholen. Sie fragen sich, was passieren wird, wenn ihr Kind eine Behinderung hat, welche Veränderungen im Leben eintreten werden und was von ihren Wünschen, Erwartungen und Hoffnungen übrigbleibt.

Familien durchleben bereits frühzeitig Trauer und Abschied von ihrem bisherigen Leben, unabhängig von der Art der Behinderung. Phasen der Wut und Ohnmacht, tiefe Trauer und Hoffnung, Akzeptanz und teilweise auch Schuldgefühle wechseln sich ab. Jedes Familienmitglied geht jedoch unterschiedlich mit dem Verlust und dem Trauererleben um. Mütter und Väter, Geschwister und auch die betroffenen Kinder oder Jugendlichen leben und erleben die Trauer individuell und benötigen gezielte Unterstützung, die auf ihre besondere Familiensituation zugeschnitten ist. Das Leben der Familie ist durch ständige Verfügbarkeit und hohe Anforderungen an Versorgung und Therapie geprägt und stark belastet. Besonders herausfordernd ist es, wenn das Kind an einer lebensverkürzenden Krankheit leidet, bei der es keine Hoffnung auf Heilung gibt.

Trotz dieser Herausforderungen können Eltern von Kindern mit Behinderung auch positive Erfahrungen auf diesem Weg machen. Sie können lernen, sich an Veränderungen anzupassen und ihr Leben auf neue Weise zu schätzen. Sie können tiefere Beziehungen zu ihrem Kind aufbauen und eine starke Gemeinschaft von Unterstützern finden. Die Bewältigung der Trauer ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung und zur Wiedererlangung von Hoffnung und Lebensfreude.

Trauer bei Kindern

Wenn Kinder bereits in jungen Jahren mit dem Tod und der Trauer konfrontiert werden, benötigen sie besondere Unterstützung, da ihre Art der Trauer sich von der der Erwachsenen unterscheidet. Der Umgang mit Trauer variiert je nach Alter und kann Erwachsene verunsichern und irritieren. Kinder, die über begrenzte verbale Ausdrucksmöglichkeiten verfügen, können ihre Trauer zum Beispiel durch Wut oder Aggression ausdrücken oder so tun, als wäre nichts geschehen. Sie können auch sprunghaft reagieren: In einem Moment sind sie sehr traurig, weinen und suchen Trost, im nächsten Moment sind sie fröhlich, treffen sich mit Freunden und vertiefen sich in ihr Spiel.

Da sie ihre trauernden Eltern nicht zusätzlich mit ihren Gefühlen und Fragen belasten möchten, versuchen sie oft, ihre Sorgen und Ängste für sich zu behalten.

Auch wenn Kinder noch jung sind, nehmen sie den Tod und die damit verbundenen Veränderungen bei sich selbst und ihren Bezugspersonen sowie die zusätzlichen Belastungen im Alltag sensibel wahr. Es ist daher wichtig, ihre Trauer und Lebenssituation ernst zu nehmen und ihnen die Möglichkeit zu geben, in einem sicheren Raum über ihre Gefühle zu sprechen.

In einer Kindertrauergruppe zum Beispiel können sie sich mit anderen Kindern austauschen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden. Die Aktivitäten in der Gruppe ermöglichen es ihnen, ihre Emotionen auf verschiedene Arten auszudrücken und ihre individuelle Trauerarbeit zu gestalten.

Trauer bei Menschen mit geistiger Behinderung

Wie alle Menschen sollten auch Menschen mit Beeinträchtigungen behutsam und respektvoll über Krankheit, Tod und Trauer informiert werden. Bei Menschen mit geistiger Behinderung ist das Verständnis von Trennung und Tod jedoch nicht vergleichbar mit dem von gleichaltrigen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen ohne Behinderung. Angehörigen fällt es daher oft schwer, mit ihnen über diese Themen zu sprechen, da sie befürchten, den Menschen mit Behinderung zu verängstigen oder zu verunsichern.

Aber auch Menschen mit geistiger Behinderung trauern, und ihnen kann Trauer zugemutet und zugetraut werden. Dabei hilft es, den Blick auf die jeweiligen Fähigkeiten zu richten und vorhandene Ressourcen zu stärken. Die Aufklärungs- und Trauerarbeit muss also unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse und Kompetenzen erfolgen.

Vor der Begleitung ist eine Einschätzung des Sprachentwicklungsstands und des nonverbalen Kommunikationsverhaltens erforderlich, um die verschiedenen Facetten der Trauer verständlich zu machen. Gespräche und Erklärungen sollten in einfacher Sprache geführt werden.

Angesichts der eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen ist es sinnvoll, sich auf niederschwellige, handlungsorientierte Angebote zu konzentrieren. Durch kreatives Gestalten einer Erinnerungskiste beispielsweise, den Besuch eines Friedhofs oder Gespräche über kleine oder große Abschiede können Verluste besser begreifbar gemacht werden. Zusätzlich bieten Rituale wie das Aufstellen einer Kerze oder eines Bildes, das Feiern von Jahrestagen und vieles mehr Sicherheit, Orientierung und Trost. Sie tragen zum Verständnis bei, dass ein geliebter Mensch gestorben ist und nicht mehr wiederkehren wird.

Mit einer bedürfnisorientierten Begleitung kann Menschen mit Behinderungen dabei geholfen werden, ihre Gefühle zu verstehen und besser zu verarbeiten sowie einen positiven Umgang mit kleinen und großen Verlusten zu finden.