Gleichheit

Immer noch werden Kinder wegen ihrer Herkunft, Religion oder ihres Aussehens ausgegrenzt, gemobbt oder erfahren Gewalt. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt: fast jedes dritte Kind einer Haupt-, Real-, oder Gesamtschule fühlt sich auf diese Weise bedroht. In Euskirchen im Rhein-Sieg-Kreis ging das Mobbing gegen die 12jährige Sofie so weit, dass das Mädchen sich umbringen wollte. Über Monate erhielt sie übelste Beschimpfungen und Beleidigungen. Obwohl die Eltern die Schule informierten, änderte sich nach Angaben ihrer Tochter nichts. Sofie musste psychologisch betreut werden. Sofie hielt den psychischen Angriffen trotzdem nicht mehr stand und wollte sich das Leben nehmen. Sofie musste in eine Klinik eingewiesen, werden. Die Eltern erstatteten Anzeige. Für die Euskirchener Ermittler ist Sofie kein Einzelfall. Beleidigungen von Schülern sei ein flächendeckendes Problem, so die Ermittler. Die Verantwortung liegt dabei nicht nur in Schulen, die zunehmend mit „Anti-Mobbing-Teams“ und einer besseren Aufklärung im Unterricht arbeiten. Ein tolerantes Auftreten der Gesellschaft als klares Signal scheint mehr und mehr von Bedeutung zu werden.

Gesundheit

Laut des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte Nordrhein steht die Region in den kommenden Jahren vor einem Engpass bei der medizinischen Versorgung. Rund 70% der Kinderärzte wollen in den kommenden Jahren in Rente gehen. Die meisten von ihnen sind Männer. Für sie rücken vor allem Frauen nach, die wegen der Familie oftmals nur Teilzeit arbeiten können. Gerade in ländlichen Gebieten wird das zunehmend zum Problem. Schon jetzt, so der Verband, müssen kleine Patientinnen und Patienten oft wochenlang auf einen Termin warten. Einige Eltern berichten sogar von Patientenaufnahmestopps in Kinderarztpraxen. Ein unglaublicher Zustand für ein so hoch entwickeltes Land, wie Deutschland. Mit der möglichen Schließung der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin fällt eine weitere wichtige Versorgung im Rhein-Sieg-Kreis weg. Über 60.000 Kinder behandelt die Klinik jährlich. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, sowie die Mitarbeiter der Asklepios Klinik, viele betroffene Familien und der Bunte Kreis fordern hier ein Handeln der Politik. Gemeinsam mit Ihnen eine Stimme für eine gute Gesundheitsversorgung.

Bildung

Die Bildungschancen von Kindern hängen in Deutschland weiter stark von der sozialen Herkunft ab. Zu diesem Ergebnis kommt der Datenreport 2018. So hatte im Jahr 2017 mit 65% Prozent die überwiegende Mehrheit der Schüler*innen an Gymnasien Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Erfahrungsgemäß kommt aus diesem, meist sozial stärkeren Umfeld, auch mehr Unterstützung für die Kinder im Schulalltag. Nur sieben Prozent der Schüler hatten Eltern mit Hauptschulabschluss, zwei Prozent hatten Mütter und Väter ohne allgemeinbildenden Abschluss. Im Gegenzug hatten lediglich 16% der Hauptschüler Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Und wer es sich zudem auch noch leisten kann, sein Kind auf eine Privatschule zu schicken, erhält so nochmals bessere Chancen. Kleinere Klassen und hoch motiviertes Personal schlagen sich im Erfolg der Kinder nieder.

Elterliche Fürsorge

Berlin-Amtsgericht Tiergarten. Auf der Anklagebank sitzt Julia M. Ihr großer Sohn war erst 3 Jahre alt, ihr kleiner gerade 11 Monate, als sie ihre Kinder allein in der Wohnung zurückließ. Sie wollte feiern gehen. Dieses Mal kehrte sich nicht zurück. Nachbarn hörten Kinderschreie und riefen am Vormittag des 13. Dezembers 2017 die Feuerwehr. Schon vor der Wohnungstür war klar, das ist kein normales Kindergeschrei. Das sei Vernichtungsschmerz gewesen, so Feuerwehrmann Andreas B. später. Die Männer drangen sofort mit einer Ramme in die Wohnung ein. Was sie dann sahen, war grauenhaft. Das Baby, dehydriert und ausgemergelt, stand im eigenen Kot im Gitterbettchen. Bestialischer Gestank, in der Wohnung surrten 1000de Fliegen. Der 3jährige Bruder hatte anscheinend versucht, das Baby mit Pulver aus einer verschimmelten Backmischung zu füttern. Das war das einzig Essbare in der Wohnung. Die Kinder haben ihr Leben vermutlich den wachsamen Nachbarn zu verdanken. Auf dem T-Shirt, was Julia W. bei der Verhandlung trug stand „Just do nothing“.

Freie Meinungsäußerung

Greta Thunberg hat sie ausgesprochen, die unbequeme Wahrheit über den Klimawandel. Und ihr sprangen Hunderttausende Friday-Kids auf der ganzen Welt zur Seite. Die Jugend ist wieder politisch und steht für ihre Meinung und ihre Zukunft auf. Ihnen wurde unter anderem vorgeworfen, nur die Schule schwänzen zu wollen und gesteuert zu werden. Sie sollten die Klimapolitik den Profis zu überlassen und stattdessen erst einmal selber zu lernen. Der Versuch die Bewegung mit Mäkeleien mundtot zu machen? Aber Fridays-for-Future hält dagegen. Sie wollen nicht schwänzen. Denn dann würden sie einfach nur zu Hause bleiben. Sie wollen ihre Meinung sagen. Sie werden nicht gesteuert. Sie sind komplett autonom und unabhängig organisiert. Unter anderem mit diesen erklärenden Posts auf ihrer Facebookseite wehren sich die Fridays-for-Future Demonstranten dagegen, dass ihnen mit den Kritiken auch das Recht auf freie Meinungsäußerung genommen werden soll. Sie werden weiter auf die Straße gehen und die unbequeme Wahrheit aussprechen. Auch Erwachsenen sollten hier ihre Rolle übernehmen und Kinder in Ihrem Bestreben nach freier Meinungsäußerung den Rücken stärken.

Krieg & Flucht

Minderjährige Asylsuchende, die ohne ihre Familien nach Deutschland kommen, bekommen hierzulande immer seltener Schutz. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Im ersten Quartal 2017 erhielten noch über 92% der unbegleiteten Schutzsuchenden unter 16 entweder Flüchtlingsschutz oder einen anderen Status, der sie vor Abschiebung bewahrte. Nun sind es ein Drittel weniger, nämlich nur noch 60,3%.

Bei der Gruppe der unbegleiteten Migranten zwischen 16 und 18 Jahren sieht der Trend ähnlich aus.

Missbrauch

Der Fall von sexuellem Kindesmissbrauch in Lügde hat die Republik im Winter 2018/2019 erschüttert. Rund 10 Jahre lang verging sich der arbeitslose Andreas V. mit Hilfe von zwei weiteren Tatverdächtigen an mindestens 40 Kindern in über 1000 Fällen. Das jüngste Opfer soll 4 Jahre alt gewesen sein. Zudem vertrieb er pornographische Videos, die er von seinen Opfern gemacht hatte. Andreas V. lebte in einem Wohnwagen und einer selbst gebauten Holzhütte auf einem Campingplatz. Das Jugendamt des Landkreises Hameln-Pyrmont hatte 2016 ein damals sechsjähriges Pflegekind in die Obhut des Dauercampers gegeben.
Obwohl es noch im selben Jahr 3 Hinweise auf die Pädophilie des Mannes gab, griffen weder Polizei, noch Jugendamt ein.
Im Juni 2019 begann vor dem Landgericht Detmold der Prozess. Alle drei mutmaßlichen Täter legten Geständnisse ab. Ein 48jähriger Mann aus Stade wurde wegen Anstiftung und Beihilfe zum sexuellen und schweren Missbrauch von Kindern zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.

Ruhe & Freizeit

Ein Arbeitspensum von 30 Stunden in der Woche und mehr – unsere Kinder leisten zum Teil genauso viele Stunden wie ein Arbeitnehmer in Vollzeitbeschäftigung. Neben den bis zu 34 Schulstunden, die auf dem Stundenplan stehen, büffeln die meisten Kinder noch etliche Stunden für Arbeiten, Klausuren und Hausaufgaben zu Hause. Die Freizeit und damit die Zeit zum Spielen oder auch mal Ruhe zu finden bleibt auf der Strecke. Vereine beklagen Mitgliederschwund, weil die Jugendlichen einfach keine Zeit mehr für Sport in der Woche haben und dieser sehr wichtig für einen Ausgleich bei hoher Belastung ist. Zudem fehlt es oftmals in den Ganztagsschulen an fachkundigem Personal, z. B. für die Hausaufgabenbetreuung. Das bedeutet, dass die Kinder dann die womöglich fehlerhaften Aufgaben zu Hause noch einmal erledigen müssten. Das geht nochmals zu Lasten der Freizeit. Viele Schulen können zudem keine Rückzugsorte anbieten, in denen Schüler*innen zur Ruhe kommen können.

Fürsorge bei Behinderung

Mission Impossible - für Dennis aus dem Rheinland wird der Titel des Actionfilms zum Programm. Als der Tom Cruise Blockbuster in die Kinos kommt, möchte auch der 17Jährige den Streifen sehen. Weil er unter einer komplexen körperlichen Beeinträchtigung leidet, kleinwüchsig ist und kaum laufen kann, ist er auf seinen Rollstuhl angewiesen. Gemeinsam mit einer Betreuerin, ohne die solche Ausflüge kaum zu meistern wären, fährt er los. An der Kasse fragt Dennis, ob es denn Plätze für Rollis im Kinosaal gäbe. Er bekommt einen Platz ganz vorne, links außen zugewiesen. Schon als Mensch ohne Handicap lässt sich von dieser Position aus kaum etwas auf der Leinwand erkennen. Dennis sieht, durch seine Beeinträchtigung noch mehr eingeschränkt, rein gar nichts. Er verlässt das Kino wieder. Nach dieser Erfahrung telefoniert er nun alle Kinos der Stadt ab, um die Platzsituation vorher zu klären. Fazit: nur zwei Kinos haben behindertengerechte Plätze. Allerdings nur in jeweils einem Saal. Da läuft „Benjamin Blümchen“. Er hat die Wahl: Kinderzeichentrickfilm oder kein Kino.

M i s s h a n d l u n g

Ein vierjähriges Mädchen wurde von seinen Eltern immer wieder auf schlimmste Weise gequält. Dem Kind wurden Verbrennungen mit einem Föhn, Zigarettenkippen und Verletzungen durch Fesselungen an Händen und Füßen beigebracht. Das Kind wurde immer dann, wenn Mutter und Vater die Wohnung verließen, ans Bett gefesselt.
Solche Fälle sind erschreckender Praxisalltag bei Kinderärzten. Und sie sind für die Mediziner oft kaum anzuzeigen, da die Eltern selten bei einem Kinderarzt bleiben, sofern sie ihre von ihnen selbst misshandelten Kinder überhaupt einem Arzt vorstellen. Doc-hopping um die Gewalt zu vertuschen. In Duisburg wurde das Pilotprojekt RISKID, ein innerärztliches Informationssystem ins Leben gerufen. Eine digitale Plattform auf der sich Ärzte bei Verdacht auf Kindesmisshandlung austauschen können. Denn nach wie vor stirbt in Deutschland jeden dritten Tag ein Kind an Misshandlung.

Privatsphäre

Die 11jährige Jenny und ihre Mutter haben eine enge Bindung. Sie erzählen sich alles, wie beste Freundinnen. Im Sportverein lernt Jenny Lisa kennen. Die beiden Mädels verbringen viel Zeit miteinander. Sie teilen ihre Träume, Sorgen und Geheimnisse. Ihre Mutter hält nichts von Lisa und hackt ständig auf ihr herum. Als Jenny eines Tages unerwartet früher aus der Schule kommt, sieht sie ihre Mutter erschrocken aus ihrem Zimmer kommen. Auf dem Schreibtisch liegt Jennys offenes Tagebuch. Jenny stellt ihre Mutter zur Rede, ist wütend, weil sie ihre Privatsphäre verletzt hat. Das Vertrauensverhältnis, was beide so besonders innig verbunden hat, ist zerstört. Jennys Mutter meint, mit dem Lesen des Tagebuchs im Recht gewesen zu sein. Schließlich müsse sie ja wissen, was im Kopf ihrer Tochter so vor sich geht. Seit diesem Tag erzählt Jenny ihrer Mutter nichts mehr und ihr Tagebuch ist an einem sicheren Ort versteckt.

Julia Berlin, Diplomfotografin

Die Koblenzerin Julia Berlin hat den Bunten Kreis Rheinland schon bei vielen Projekten mit ihrer Arbeit unterstützt.
„Als Künstlerin und Mensch möchte ich unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten und mich sozial engagieren. Die Kinderrechte sind der Grundstein für unsere Gesellschaft von morgen. Mit einer entsprechenden Inszenierung der Kinderrechte kann ich dazu beitragen, Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erzeugen und bestenfalls zum Nachdenken anzuregen.“ Julia Berlin studierte Fotografie in Köln, ist seit 12 Jahren selbstständig und hat ein Atelier in der Kulturfabrik. Ihr intuitives Gespür für Menschen und Situationen, spiegelt sich in ihren oft mehrdimensionalen Arbeiten wieder. Sie ist überregional eine feste Größe und angesehene Fotografin mit Schwerpunkt in der Werbefotografie. Ihr gestalterisches Spektrum reicht dabei von technisch perfekt und sachlich umgesetzten Businessfotos, bis hin zu psychologisch-vielschichtiger Fotokunst.

Der Bunte Kreis Rheinland ist Julia Berlin für die Entwicklung und Umsetzung beim Projekt „Kinder haben Rechte“ sehr dankbar.
Ohne ihre Zeit, Kreativität und Professionalität wäre die Fotokampagne nicht möglich gewesen.