Boofen im ursprünglichen Sinn steht für das Übernachten in der Natur mit einem sicheren Dach über dem Kopf. Der Bunte Kreis Rheinland hat sich diesen Begriff geborgt für ein Konzept, das zumindest in Nordrhein-Westfalen einmalig ist. Bei der BOOFE geht es darum, Familien mit einem chronisch erkrankten, beeinträchtigten oder zu früh geborenen Kind ein schützendes Dach anzubieten, wenn es Probleme oder Fragen gibt.
Corinna Bell leitet die neue Beratungsstelle in Bonn seit vier Wochen. Die gelernte Kinderkrankenschwester und Case Managerin hat bereits langjährige Erfahrungen im Bereich der Familienberatung gesammelt. Sie berät Familien in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis über Möglichkeiten der staatlichen oder privaten Hilfeleistungen und unterstützt sie bei den oft sehr komplizierten Antragstellungen. Gibt es Fragen zur Wahl eines geeigneten Kindergartens oder treten Probleme bei der schulischen Integration auf, begleitet sie Familien und führt gegebenenfalls auch Gespräche mit den Pädagoginnen dieser Einrichtungen. Bei all dem schaut sie auf die gesamte Familie und auch darauf, wie Geschwisterkinder hier ihren Platz finden. Boofe steht für beraten, ordnen, organisieren, filtern und evaluieren – also für eine verbindliche und nachhaltige soziale Hilfestellung in Krisensituationen.
„Ich betreue inzwischen viele Familien in der Region mit kleinen Babys, aber auch mit Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die bereits in der Ausbildung sind,“ so Corinna Bell. Wichtig ist ihr die aufsuchende Beratung, also zunächst einmal in die Familie zu gehen, damit sie sich ein Bild verschaffen kann über die häuslichen Gegebenheiten. „Ich möchte ein Bild vom Gesamtsystem Familie haben, um erkennen zu können, welche Ressourcen in der Familie bereits vorhanden sind und wie wir die sinnvoll einsetzen können.“ Bell hat auf so gut wie jede Frage eine Antwort, sie hört zu, denkt nach und sprudelt dann eine Palette von ganz konkreten Hilfestellungen hervor. Dazu hat sie gleich die richtigen Visitenkarten mit Kontaktdaten zur Hand und vermittelt das Gefühl:
Hier wird mir geholfen.
Immer wieder haben die verschiedenen Nachsorgeteams des Bunten Kreis Rheinland feststellen müssen, dass mit dem Ende der meist von den Krankenkassen bezahlten Nachsorge die Probleme und Fragestellungen in den Familien noch nicht beendet sind. Nun kann hier Corinna Bell einspringen und die Familien so lange begleiten, wie Bedarf da ist. „Manchmal geht es einfach nur darum, Unterstützung bei der Beantragung eines Pflegegrades zu geben“ so Bell. In einem anderen Fall wurde sie gerufen, weil für ein Down-Syndrom-Kind ein Platz in einer Waldorfschule gesucht werden sollte. Beim Erstbesuch in dieser Familie stellt die Boofe-Beraterin dann fest, dass es noch zwei weitere Kinder mit Behinderung und zwei gesunde Kinder in dieser Familie gibt. Inzwischen wurden für einige der Kinder Reha- und Kuranträge gestellt, ein ambulanter Kinderhospizdienst eingeschaltet und ein Kind in das Geschwisterprojekt des Bunten Kreis eingebunden. „Wie bei den anderen Familien auch bleibe ich hier am Ball, fasse nach, überlege weiter und erst wenn es allen besser geht, kann ich mich entspannt zurücklehnen.“