Muttertagsaktion auf der Frühgeborenen-Station

Am Freitag führte der Bunte Kreis Rheinland auf allen Frühgeborenen-Stationen der ihm angeschlossenen Kliniken eine „Glückwunsch-Aktion zum Muttertag“ durch. Frischgebackene Mütter oft viel zu früh geborener Kinder in den Universitätskliniken Köln und Bonn, in der Asklepios Klinik St. Augustin, im St. Marien-Hospital Bonn und im Kemperhof Koblenz erhielten von den Mitarbeiterinnen des Bunter Kreis ein Blumengesteck. Signalisiert werden sollte den Eltern, dass sie nicht allein sind mit ihren Sorgen und Ängsten; dass es Menschen gibt, die für sie da sind – und dass es neben all den Sorgen auch Anlass zur Freude gibt. Es ist ein neuer Mensch geboren und sie sind Mutter geworden.

„Der Bunte Kreis bedankt sich ganz herzlich bei Jana Ina Zarrella, die unsere Aktion in der Kölner Universitätsklinik begleitet hat. Bedanken möchte ich mich auch bei allen Ärzten, den Pflegediensten, unseren Nachsorgeschwestern und allen, die diese Aktion mit Rat und Tat unterstützt haben“, so Inka Orth, Vorsitzende des Bunter Kreis Rheinland.

(St. Marien-Hospital Bonn, Fotos s.u.): Miniaturpflaster, von den Kinderkrankenschwestern mühsam als Herzchen, Fisch oder Auto ausgeschnitten, kleben den Winzlingen auf den Wangen. „Zeit dazu haben wir eigentlich nicht, denn wir sind ständig überbelegt“, so Stationsschwester Monika Siering, die ihren Job hier im Marien-Hospital bereits seit 22 Jahren macht. Aber Mama Strotta tut es gut zu sehen, wie liebevoll hier alle mit ihren viel zu früh geborenen Zwillingen umgehen. Annika wog 1.430 Gramm bei der Geburt, ihr Bruder Florian gerade einmal 1240 Gramm. Jeden Tag fährt die 40-jährige von Köln zu Ihren Babys und verbringt hier viele Stunden zwischen piepsenden Monitoren und Beatmungsschläuchen. Sie freut sich sehr, als Schwester Susanne Pieper ihr auf der Intensivstation zum Muttertag gratuliert. „Das ist eine echte Überraschung und es tut gut, die Blumen anzusehen zwischen all den Maschinen,“ so die Zwillingsmutter.

(Unikkinderklinik Bonn, Foto s.u.): Gleich drei Babys hat Jessica Kraus auf der neonatologischen Intensivstation zu versorgen. Sie gebar ihre Drillinge Lara, Isabel und John-Luca in der 24. Schwangerschaftswoche und freute sich sehr über die Glückwünsche und Blumen, die ihr Kristina Böckenhoff vom Bunter Kreis Rheinland heute überreichte. „Die Schwestern und Ärzte haben sich über unsere Aktion genau so gefreut wie die Mütter selbst,“ berichtet Kristina Böckenhoff.

(Kemperhof Koblenz, Foto s.u.): Lydia Bachmann gebar in der 26. Schwangerschaftswoche ihre Zwillinge, die sie gerade besucht. Überrascht nimmt sie die Glückwünsche und das Blumengesteck von Kinderkrankenschwester Hava Akduman entgegen. „Eine tolle Idee des Bunter Kreis,“ so Mama Bachmann „und ich freue mich jetzt schon auf die Zeit nach der Klinik zuhause mit meinen beiden Kindern. Die Unterstützung von Schwester Hava nach unserer Entlassung gibt mir so viel Sicherheit und nimmt mir viele Sorgen ab.“

Seit Jahren begleitet der Bunte Kreis Rheinland die Eltern frühgeborener Kinder auf den neonatologischen Stationen, unterstützt die Familien beim Übergang aus der Rundumversorgung der Klinik in ihren neuen Familienalltag und steht ihnen mit Rat und Tat in allen medizinischen Fragen zur Seite.
Während sich die Allerkleinsten in ein Leben kämpfen, für das sie körperlich noch nicht gerüstet sind, ist diese Zeit auch für die Eltern nicht selten ein emotionaler Kraftakt. Das Gefühl der Hilflosigkeit trifft die wenig vorbereiteten Familien häufig mit aller Macht im Auf und Ab der ersten Lebenswochen. Neben der ständigen Angst um das Überleben zehren auch die unvermeidliche Trennung vom Nachwuchs sowie der oftmalige Kampf mit Krankenkassen und Arbeitgebern zusätzlich an den strapazierten Familien. Statt unbeschwerter Stunden des ersten Kennenlernens findet man sich in einem für frischgebackene Eltern alptraumartigen Szenario aus medizinischen Fachausdrücken, Kabelgewirr und Maschinen wieder. Keine Spur von Mutterglück, das Umfeld reagiert unsicher und gratulieren mag in dieser Situation keiner so recht.
„Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass gerade Müttern von sog. Frühchen aufgrund der angespannten Lage und aus Unsicherheit selten zur Mutterschaft gratuliert, sondern ihnen eher Schweigen entgegen gebracht wird“, berichtet Inka Orth.

Normalerweise dauert eine Schwangerschaft ca. 40 Wochen. Wenn aber ein Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren wird, dann ist es ein sogenanntes „Frühchen“. Die meisten Frühgeborenen wiegen bei ihrer Geburt weniger als 2.500 Gramm. Das Erreichen der 23. SSW gilt in Deutschland als Grenze der Lebensfähigkeit von Frühgeborenen mit medizinischer Hilfe. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland 9 % aller Kinder vor vollendeter 37. SSW geboren. Damit hat Deutschland im europäischen Vergleich eine der höchsten Frühgeburtsraten. Die Frühgeborenenrate ist in den letzten zehn Jahren stabil geblieben, jedoch nahm die Zahl der extremen Frühgeburten vor der 28. SSW um 65 %