Ärzteorchester in Bonn

Pünktlich um 19.30 h eröffnete gestern Abend Hausherr Prof. Dr. Michael Hoch den Konzertabend in der Aula der Bonner Universität, der von Insa Backe (WDR) moderiert wurde. Prof. Dr. Dr. Wolfgang Holzgreve, Direktor der Bonner Universitätsklinik und Schirmherr dieser Veranstaltung, dankte dem Bunten Kreis Rheinland für sein außergewöhnliches Engagement für die Schwächsten in unserer Gesellschaft: die Kinder. Durch sein Engagement „leistet der Bunte Kreis eine unschätzbare Hilfe dabei“, den Klinikaufenthalt der kleinen Patienten zu verkürzen und den Übergang zur häuslichen Pflege zu erleichtern.
„Unsere Aufgabe ist es“, so Inka Orth, Vorsitzende des Bunten Kreis Rheinland und Organisatorin der Veranstaltung, „unsere Arbeit mit schwer oder chronisch kranken und behinderten Kindern nicht in Moll mitzuspielen, sondern ein fröhliches Dur erklingen zu lassen. Wir erleben Ängste, Sorgen und Verzweiflung, wenn es um die Krankheit der Kinder geht. Und so wie Musik soll auch unsere Arbeit Balsam für die kleinen Seelen und ihre Familie sein.“
Und Martin Mikat von Grünhelme e.V. versprach, dass man die Arbeit des Vereins auch nach dem Tod von Rupert Neudeck in seinem Sinne für Flüchtlinge oder für die Bildung in Krisengebieten fortsetzen werde.
 
80 Musikerinnen und Musiker des Deutschen Ärzteorchesters spielten Werke von Ludwig van Beethoven und Anton Bruckner für den guten Zweck. 1989 gegründet, entwickelte sich das Orchester nach dem Fall der Mauer schnell zu einer gesamtdeutschen Institution. Die Besetzung entspricht einem vollen Sinfonieorchester, aktuell gehören ihm 150 Mitglieder an – überwiegend Ärztinnen und Ärzte unterschiedlichster Fachrichtungen, Angehörige von medizin-assoziierten Berufen und Medizinstudenten. Die Ärzte verstehen die Musik als Gegenpol zum täglichen Umgang mit Krankheit in Klinik und Praxis. Sie musizieren ehrenamtlich und tragen die Kosten für ihre Anreise und Unterbringung selbst. Und ihre Konzerte sind in der Regel Benefizkonzerte für einen guten Zweck. Der Erlös dieses Abends aus dem Verkauf von Eintrittskarten, Getränken und Snacks geht an den Verein Grünhelme und den Bunten Kreis Rheinland.
 
Alexander Mottok, Leiter des Ärzteorchesters, geleitete seine bildhübsche Solistin, die gerade einmal 19-jährige Judith Stapf aus Rheinbach, auf die Bühne. Die mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen geehrte Violinistin studiert Musik an der Kölner Universität. Virtuos spielte sie mit ihrer Andrea-Guarneri-Geige das Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61, Beethovens einziges Violinkonzert, das einem Solisten alles abfordert: souveräne Beherrschung der Technik, feinsinnige Gestaltung der klassischen Figuren und das lyrische und intensive Spiel der Melodiebögen. Ihr Spiel war grandios und wurde mit frenetischem Applaus gewürdigt.
 
Nach einer kurzen Pause folgte Bruckners 4. Symphonie Es-Dur WAB 104, die in der Fassung von 1878/1880 auch die „Romantische“ genannt wird. Dieses virtuos vom Ärzteorchester gespielte musikalische Drama war Bruckners Durchbruch als Symphoniker und ein emotionaler Ohrenschmaus für die Zuhörer des Abends.
 
„Ein herzliches Dankeschön für diesen musikalischen Hochgenuss und für die vielen schönen Benefiztöne heute Abend“, so Inka Orth.