Tag des krebskranken Kindes

Anna ist 11 Jahre alt und liebt Pferde. Sie mag das Meer, kann sehr gut Inlineskaten und ist ein großer Harry Potter Fan. Sie lebte ein völlig normales Teenager-Leben, bis die Diagnose „Krebs“ ihre und die Welt ihrer Eltern von heute auf morgen auf den Kopf gestellt hat. Wir haben ein Interview mit Annas Mutter geführt.

Die Diagnose traf Sie völlig überraschend?
Ja, absolut. Anna schien kerngesund. Ab und zu sind mir bei ihr blaue Lippen aufgefallen, was ich aber immer in Verbindung mit Kälte brachte. Dennoch war ich irgendwie beunruhigt und wollte das untersuchen lassen. Zur Abklärung von zu hoher Eisenwerte wurden wir in die Hämatologie überwiesen, wo abschließend Annas Sauerstoffsättigung gemessen wurde. Sie lang bei 85. Normal ist ein Wert von 95 bis 98. Ab dann wurde eine Maschinerie von vielen Untersuchungen in Gang gesetzt, an deren Ende die Diagnose: „bösartiger Tumor an der Schilddrüse“ stand. Dieser hatte bereits in die Lunge gestreut.

Wie haben Sie die Zeit unmittelbar danach erlebt?
Die ersten Tage standen wir unter Schock, weil wir natürlich mit solch einer Diagnose nicht gerechnet haben. Zum Glück blieb kaum Zeit zum Nachdenken. Montagnachmittag hat man uns im Krankenhaus aufgenommen und donnerstags war schon die OP. Ich habe einfach funktioniert.

Wie war die Situation für Anna?
Anna hat das alles gar nicht so sehr auf sich bezogen. Auf die Frage, warum ich so viel weine, hat sie geantwortet: „Ach ja, die Mama ist immer so emotional.“ Wir haben das Wort „Krebs“ nicht explizit in den Mund genommen und am Anfang das Thema so gut es ging verpackt. Unsere Tochter war bei allen Arzt-Gesprächen dabei und wusste, dass sie einen bösartigen Tumor hat, der operiert werden muss.

Was war für Sie am schlimmsten?
Der Tag der Operation. Eigentlich sollte sie drei bis vier Stunden dauern, war aber erst nach über sieben Stunden vorbei. Aufgrund von Corona durfte mein Mann nicht mit ins Krankenhaus und ich bin während dieser Zeit fast verrückt geworden. Das Abwarten und nichts tun können, fand ich schlimmer als die Diagnose selbst. Die Operation ist zum Glück gut verlaufen und das Ärzte-Team hat eine wirkliche Meisterleistung vollbracht.

Welche anschließende Therapie gab es?
Anna bekam im Anschluss eine Radiojodtherapie. Hierbei wird eine winzige Menge radioaktivem Jods in Form einer Tablettenkapsel verabreicht, das sich dann im Körper verteilt und die „bösen Zellen“ bekämpft. Inzwischen sind schon 1 ½ Jahre seit der Diagnose vergangen. Anna hatte noch 2 Radiojodtherapien und aufgrund des wieder steigenden Tumormarkers, steht zeitnah eine neue Therapie an.

Wie kam der Kontakt zum Bunten Kreis zustande?
Im Krankenhaus hat uns der Bunte Kreis über die Möglichkeit einer Unterstützung für zu Hause aufgeklärt, die wir auch sehr gerne in Anspruch genommen haben. Ich habe diese als wirkliche Hilfe empfunden. In der Klinik ist immer jemand, den man ansprechen kann, zu Hause nicht. Unsere Nachsorgeschwester hat mich bei vielen Dingen unterstützt – egal, ob bei medizinischen Fragen oder Hilfestellungen bei Anträgen.

Was war und ist für Anna am schwersten?
Dass alltägliche Dinge aufgrund ihrer Lungenschädigung und Corona nur noch eingeschränkt stattfinden können. Anna ist sehr sozial, hat viele Freundinnen und liebt die Schule. Sie konnte allerdings ein ganzes Schuljahr nicht am Unterricht teilnehmen. Körperlich geht es ihr soweit gut, aber aufgrund der hohen Infektionsgefahr und -zahlen durfte sie lange Zeit keine direkten Kontakte haben. Zum Ende des vierten Schuljahres gab es ein Abschlussfoto-Shooting. Wir haben ihr erlaubt, dabei zu sein, weil zu diesem Zeitpunkt die Corona Zahlen nicht so hoch waren und das Shooting draußen stattfand. Als ich sie dort zusammen mit Ihren Freundinnen so glücklich und unbeschwert gesehen habe, standen mir Tränen vor Rührung in den Augen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Da aktuell der Tumormarker wieder leicht steigt und die neue Therapie bald beginnt, wünschen wir uns natürlich, dass diese anschlägt und Anna wieder gesund wird. So ganz sorgenfrei werden wir vermutlich nie wieder sein.

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